Bildung ist Therapie

Eine etwas andere Rückenschule!

Donnerstag, 04. August 2022

Geschrieben von: Markus Müller, Physiotherapeut, Manualtherapeut OMT

Wissenschaftler aus Australien und Irland warnen vor Falschinformationen und weit verbreiteten Gerüchten um Rückenschmerzen. Sie haben 10 Irrtümer zusammengetragen, die rund um das Volksleiden kursieren.

Br J Sports Med 2019; doi: 10.1136/bjsports-2019-101611

Back to basics: 10 facts every person should know about back pain - PubMed (nih.gov)

Hier sind die Fakten!

1. Anhaltende Rückenschmerzen können zwar besorgniserregend sein, gefährlich sind sie jedoch selten. Natürlich sind anhaltende Rückenschmerzen besorgniserregend und bringen Bewegungseinschränkungen mit sich, aber sie sind äußerst selten lebensbedrohlich.

2. Altern an sich ist keine Ursache für Rückenschmerzen. Obwohl der Glaube und die Sorge weit verbreitet sind, dass Rückenschmerzen durch das Älterwerden verursacht oder verschlimmert werden, bestätigen Studien dies nicht. Abgesehen davon kann eine evidenzbasierte Therapie in jedem Alter hilfreich sein.

3. Anhaltende Rückenschmerzen stehen selten in engem Zusammenhang mit einer ernsthaften Gewebeschädigung. Der Rücken ist ziemlich stark. Selbst nach einer Verletzung heilt das Gewebe innerhalb von 3 Monaten. Halten die Schmerzen länger an, dann tragen also in der Regel andere Faktoren dazu bei. Oft entstehen Rückenschmerzen auch ganz ohne Verletzung bei einer simplen Alltagsbewegung. In solchen Fällen können Stress, Anspannung, Müdigkeit, Inaktivität oder ungewohnte Aktivität eine Rolle spielen, die den Rücken bei Bewegung und Gewichtsbelastung anfälliger machen.

4. Die Ursache für Rückenschmerzen ist bei bildgebenden Verfahren selten erkennbar. Bildgebende Verfahren sind nur bei einer Minderheit der Betroffenen hilfreich. Anhand der Bildgebung lässt sich oft vieles erkennen, das erst einmal besorgniserregend klingt, z.B. Bandscheibenvorwölbungen, Degeneration, Protrusionen oder Arthritis. Leider wird selten davon berichtet, dass die Bildgebung solche Ergebnisse sehr oft auch bei Personen zeigt, die keine Rückenschmerzen haben. Außerdem sagen die Ergebnisse der bildgebenden Verfahren nichts über die Schmerzintensität oder den Grad der Beeinträchtigung aus. Zudem können sich die Ergebnisse der Bildgebung verändern. Die meisten Bandscheibenvorfälle entwickeln sich beispielsweise im Laufe der Zeit zurück.

5. Schmerzen bei sportlicher Betätigung oder Bewegung bedeuten nicht, dass Verletzungen entstehen. Bei anhaltenden Rückenschmerzen ist es ganz normal, dass die Wirbelsäule und die umliegende Muskulatur sehr sensibel auf Druck- und Bewegungsreize reagieren. Der Schmerz, den man in solchen Fällen bei Bewegung und Aktivität empfindet, spiegelt lediglich wider, wie sensibel die Strukturen und nicht wie stark die Schädigungen sind. Man muss sich also keine Sorgen um die Sicherheit machen, wenn man bei Bewegungen und sportlicher Betätigung anfangs leichte Schmerzen empfindet – das ist normal. In der Regel werden die Schmerzen mit zunehmender Aktivität geringer. Tatsächlich sind sportliche Betätigung und Bewegung sogar eine der effektivsten Methoden bei der Behandlung von Rückenschmerzen.

6. Rückenschmerzen entstehen nicht durch eine schlechte Haltung. Rückenschmerzen entstehen nicht durch unsere Art zu sitzen, zu stehen oder uns zu bücken, auch dann nicht, wenn diese Aktivitäten an sich schmerzhaft sind. Öfter mal die Haltung zu wechseln, ist gut für den Rücken. Sich bei alltäglichen Aktivitäten wie Sitzen, Bücken und Heben mit gekrümmtem Rücken zu entspannen ist nicht nur sicher, es ist sogar effizienter.

7. Ein „schwacher Körperkern“ ist nicht die Ursache für Rückenschmerzen. Eine schwache „Kernmuskulatur“ verursacht keine Rückenschmerzen. Tatsächlich ist es so, dass Personen mit Rückenschmerzen häufig als Schutzreaktion ihre „Kernmuskulatur“ anspannen. Das ist in etwa so, als würde man die Faust ballen, nachdem man sich das Handgelenk verstaucht hat. Kraft ist wichtig, wenn man die Muskulatur initial ansteuert, aber sie die ganze Zeit angespannt zu halten, ist kontraproduktiv. Es kann hilfreich sein, zu lernen, wie man die „Kernmuskulatur“ bei Alltagsaktivitäten entspannt.

8. Alltägliche Gewichtsbelastung und Bücken führen nicht zum Verschleiß des Rückens. Ebenso wie Gewichtheben stärken Bewegung und Gewichtsbelastung den Rücken und machen ihn gesünder. Somit sind Aktivitäten wie Laufen, Drehungen, Bücken und Heben sicher, wenn man schrittweise damit beginnt und sie regelmäßig praktiziert.

9. Plötzliche Schmerzattacken bedeuten nicht, dass eine Verletzung vorliegt. Plötzlich auftretende Schmerzattacken können sehr intensiv und besorgniserregend sein. In der Regel stehen sie aber nicht im Zusammenhang mit einer Gewebeschädigung. Häufige Auslöser sind unter anderem schlechter Schlaf, Stress, Anspannung, Sorgen, Verstimmungen, Inaktivität oder ungewohnte Aktivitäten. Diese Faktoren auszuschalten kann dazu beitragen, eine Verschlimmerung zu verhindern. Tritt eine plötzliche Schmerzattacke auf, versuchen Sie ruhig zu bleiben, sich zu entspannen und die Aktivität fortzuführen, statt sie wie eine Verletzung zu behandeln.

10. Injektionen, chirurgische Eingriffe und starke Schmerzmittel führen in der Regel keine Heilung herbei. Injektionen im Bereich der Wirbelsäule, chirurgische Eingriffe und starke Medikamente wie Opioide sind langfristig nicht effektiv bei der Behandlung persistierender Rückenschmerzen. Sie sind mit Risiken verbunden und haben unerfreuliche Nebenwirkungen. Sinnvoller sind Ansätze mit geringem Risikopotenzial, mit denen Sie Ihre Schmerzen unter Kontrolle bringen können.

Für weiterführende Informationen bezüglich anhaltender Schmerzen lesen Sie bitte die Blogbeiträge zum Thema Schmerz!

"Sportliche Betätigung und Bewegung sind die effektivsten Methoden bei der Behandlung von Rückenschmerzen". Gerne beraten wir Sie bezüglich eines entsprechenden Trainings! www.aktiv-eichstaett.de/beratungstermin/

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