Bildung ist Therapie

Schmerz ist ein Beschützer!

Samstag, 02. April 2022

Geschrieben von: Markus Müller, Physiotherapeut, Manualtherapeut OMT

Es gibt viele verschiedene Ursachen für Schmerzen. Das ganze Leben kann schmerzhaft sein. Liegt eine Behandlungsbedürftigkeit vor ist es wichtig die verschiedenen Schmerzarten voneinander unterscheiden zu können. (Sieh Dir dazu bitte die Zusatzinfo am Ende des Beitrages an!) Ist der Behandler dazu nicht in der Lage, dann wird die Behandlung meist nicht sehr effektiv sein.

Man kann bei wenig offensichtlichen Schädigungen Schmerzen haben. Es kann allmählich anfangen wehzutun wie z.B. bei diesem Herrn, der stundenlang vor dem Computer sitzt.

Hier sind Schmerzen sinnvoll und sie werden ihn hoffentlich daran erinnern öfters aufzustehen und sich zu bewegen.

Es gibt viele kleine „alltägliche“ Schmerzen (z.B. Insektenstiche, kleine Verbrennungen, Verstauchungen…) die ganz einfach mit Veränderungen im Gewebe in Verbindung gebracht und erklärt werden können. Das Gehirn kommt zu der Erkenntnis, dass Körpergewebe in Gefahr ist und etwas dagegen getan werden muss, einschließlich heilungsfördernder Maßnahmen. Ein zusätzlicher Nutzen entsteht dadurch, dass die Erinnerung an den Schmerz uns davor bewahrt denselben Fehler zweimal zu begehen.

Wir alle wissen aber auch, dass Schmerzen komplexe Erfahrungen sind. Das Wort „Schmerz“ wird auch im Zusammenhang mit Trauer, Einsamkeit und Entfremdung verwendet. Wie kommt es, dass der Schmerz über eine verlorene Liebe oft genauso schwer zu ertragen ist wie z.B. ein akuter Rückenschmerz?

Wenn man diese Art von gefühlsmäßig beladenen Schmerz mit einbezieht wird klar, dass man Schmerzen aus einer umfassenderen Perspektive betrachten muss. Bei allen Schmerzempfindungen (-erfahrungen) spielen Gedanken und Gefühle eine Rolle.

Um das Thema Schmerz wirklich verstehen zu können muss man sich über die Funktionsweise des Gehirns im Klaren sein. Nur so kann man begreifen warum Gefühle, Gedanken, Überzeugungen und Verhaltensweisen einen Einfluss auf Schmerzen haben. Dazu mehr in den geplanten Blogbeiträgen!

Descartes, ein französischer Philosoph, der die Teilung zwischen Körper und Geist erdacht hat war ohne Zweifel extrem schlau für seine Zeit, aber seit er seine Theorien entwickelte sind immerhin 400 Jahre vergangen. Inzwischen wissen wir einiges mehr, um sicher sagen zu können, dass diese Teilung von Körper und Geist nicht existiert.

Menschen, die anhaltende Schmerzen haben, fällt es schwer sich vorzustellen, dass Schmerzen jemals irgendeinen sinnvollen Zweck erfüllen könnten.

Selbst schlimme chronische Schmerzen sind aber nur deshalb vorhanden weil das Gehirn, oft völlig unbewusst, aus irgendeinem Grund entschieden hat, dass man bedroht oder in Gefahr ist.

Schmerzen sind ein "Output", eine Reaktion des Gehirns auf Gefahrensituationen.

Bei allen Behandlungsansätzen für chronische Schmerzen besteht die große Herausforderung darin, zusammen mit den betroffenen Menschen, herauszufinden warum das Gehirn zu dieser Schlussfolgerung gekommen ist.

Schmerz ist ein Beschützer, kein Täter!

Schmerz kümmert sich um Dich und hält dich von Ärger fern. Gerade weil er sich unangenehm anfühlt verändert er Dein Verhalten wenn Du in Schwierigkeiten bist. Er hilft Dir beim Lernen und leitet die Heilung. Schmerz ist eigentlich eine wirklich gute „Erfindung“ - wir haben großes Glück ihn zu haben. Leider hat er ein ausgesprochen schlechtes Image. Wusstest Du, dass manche Menschen ohne die Fähigkeit geboren werden Schmerzen zu fühlen? Sie sterben jung, weil sie nicht geschützt sind. Stelle Dir vor was passieren würde wenn Du nicht wüsstest, dass Dein Blinddarm infiziert ist oder Du auf einem gebrochenen Bein läufst. Jetzt verstehst Du, Schmerz ist ein Beschützer, kein Täter - er schützt Dich. Wenn Dein Gehirn die Welt "wiegt" und feststellt das Schutz erforderlich ist, ist Schmerz, als der große Beschützer gefragt. Dummerweise ist er manchmal ein so guter Beschützer, dass es zu viel des Guten ist.

Dazu demnächst mehr!


Zusatzinfo!

Man unterscheidet drei Arten von Schmerzmechanismen:

  1. Peripher nozizeptiver Schmerzmechanismus. Diesen kann man noch unterteilen in peripher nozizeptiv mechanisch, entzündlich und ischämisch.
  2. Peripher neurogener Schmerzmechanisums.
  3. Zentrale Sensibilisisierung.

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